Wärmedämmung ist für die meisten Camper ein Muss. Da der Transporter ein Blechkasten mit Rädern ist heizt sich die Karosserie in der Sonne ziemlich schnell auf unangenehme Temperaturen auf. Ein angenehmes Schlafen oder einfach nur aufhalten im Innern ist da meist nicht möglich. Aber nicht nur die Wärme sondern auch unangenehme Kälte im Winter oder auch mal nachts sollte möglichst vermieden werden.
Ein weiterer, nicht zu vernachlässigender Punkt ist Kondenswasser! Wird der Taupunkt unterschritten kondensiert die Luftfeuchtigkeit und es bilden sich Wassertröpfchen. Diese sammeln sich und es kommt zu Schimmel, Rost und weiterem Mist, den man nicht im Auto haben möchte. Deshalb: Dämmen!
Dämmung mit Armaflex gehört zum kleinen 1mal1 des Camperausbaus und bedurfte keiner langen Überlegung. Lediglich über das WIE habe ich mir ausführlich Gedanken gemacht.
ArmaFlex AF, XG oder ACE?
Die folgende Info habe ich leider erst gefunden nachdem ich mit meiner Dämmung fertig war. Ich finde sie aber sehr wichtig weshalb ich sie hier einbinde (Originalbeitrag hier). Die Antwort stammt von http://rohrisolierung24.de:
Alle hier genannten Produktserien sind vom Hersteller Armacelll aus dem Sortiment Armaflex, also grundsätzlich alles „Originalware“. Aber genau hier liegt die Falle und wird von manchen Händlern schamlos ausgenutzt, indem auch bei der Billigware von „Original Armaflex“ gesprochen wird. Ja, das ist auch Orignalware, jedoch wird meist die technisch schlechteste und billigste Serie Armaflex ACE geliefert, wenn nicht ausdrücklich auf die hochwertigeren Serien hingewiesen wird. Im Zweifelsfall immer auf die angegebenen technischen Werte achten oder die Richtigkeit der Ware vorab vom Händler ausdrücklich bestätigen lassen.
Armaflex AF
Die AF-Serie ist die hochwertigste aber auch teuerste lieferbare Qualität. Die Produkte aus der AF-Serie sind mit dem sog „Microban ®-Schutz“ ausgestattet. Dazu nachfolgend der Originaltext von Armacell:
AF/Armaflex ist der flexible Dämmstoff, der mit der MICROBAN ® Technologie ausgestattet ist. Wenn Mikroben mit der Dämmstoffoberfläche in Berührung kommen, durchdringt der MICROBAN ® Schutz die Zellwände des Mikroorganismus, der somit funktionsunfähig wird und nicht mehr wachsen oder sich vermehren kann. Da dieser Schutz direkt beim Herstellungsprozess etabliert wird, ist kein Auswaschen oder Verschleiß möglich.Diese Herstellerausstattung macht das Material natürlich teurer. Für den Einsatz im Fahrzeugbau, Wohnmobil, Wohnwagen oder sonstige Einsatzbereiche, die diese Ausstattung nicht ausdrücklich vorschreiben, ist das nicht notwendig.
Die technischen Werte von Armaflex AF sind grundsätzlich mit den Werten der günstigeren XG-Serie vergleichbar, weshalb wir die XG-Platten für unsere Wohnmobilkunden empfehlen.
Fazit: Spielt Geld keine Rolle, greifen Sie zur Isolierung aus der AF-Serie.Armaflex XG
Die XG-Serie sieht optisch exakt die die AF-Serie aus, lässt sich genau so gut verarbeiten und hat auch die gleichen technischen Dämmeigenschaften. Lediglich fehlt den XG-Platten die Microban ® Technologie und damit die in diesem Zusammenhang entsprechenden bauaufsichtlichen Zulassungen. Dafür sind die Produkte aus der XG-Serie deutlich preiswerter als die AF-Produkte.
Fazit: Unsere klare Empfehlung in Preis und Leistung für den Ausbau von Wohnmobilen, Wohnwagen, Fahrzeugen.
Armaflex Accoflex, bzw. ACE
Die Produkte aus den beiden Serien Accoflex, bzw. ACE entsprechen einer älteren Generation der von Armacell seit vielen Jahrzehnten vertriebenen Kautschukisolierung, welche geringere Dämmwerte und schlechtere technische Eigenschaften besitzen.
Dabei unterscheiden sich die ACE und die Accoflex-Platten nicht mehr groß. Beide Serien werden in einem ausländischen Produktionsstandort produziert und deshalb normalerweise billiger angeboten. Die Accoflex-Platten werden dabei mit deutscher baulicher Zulassung geliefert, die ACE-Platten dagegen nicht. Das ist auch der Hauptunterschied, weshalb Sie keinefalls die ACE-Platten einsetzen sollten. (Wir haben die ACE-Platten überhaupt nicht im Programm, sondern ausschließlich die in Deutschland zugelassenen Accoflex-Platten.)
Fazit: Besser auf die Platten aus der Serie ACE verzichten. Das eingesparte Geld gleicht die mindere Qualität nicht aus.
Was wird benötigt
- Armaflex XG 19mm 10qm, gibts hier
- Armaflex XG 6mm 6qm gibts hier
- Einweg-Gummihandschuhe, gibts hier
- Cuttermesser, gibts hier
- Schere, gibts hier
- Schneideunterlage z.B. Teile der Innenverkleidung, Pappe o.ä.
- lange Schiene/Lineal zum Anzeichnen der Schnitte
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Selbstklebend oder nicht?
Auf dem großartigen Blog der Lifetravellerz wird hier ausführlich beschrieben, wie Melanie und Jürgen das Armaflex verklebt haben. Sie haben sich dabei für nicht-selbstklebendes Armaflex entschieden, was mit einem speziellen Kleber von Armaflex an die Karosserie angebracht wird. Als entscheidendes Argument bringt Jürgen dabei an, dass das selbstklebende Armaflex nicht ewig am Blech hält. Nach der Verarbeitung der selbstklebenden Matten kann ich aber sagen, das Zeug klebt wie blöd und ich kann mir nicht vorstellen, dass das mal wieder runterkommt. Zudem ist die Verarbeitung mit Kleber unverhältnismässig aufwändiger und etwas teurer. Deshalb habe ich mich für die selbstklebenden Matten entscheiden.
Welche Stärke?
Armaflex gibt es in verschiedenen Stärken (6mm – 32mm). Ich habe unzählige Videos und Blogposts üver die Verarbeitung von Armaflex gesehen und die meisten verwenden eine Stärke von 19mm. Dies ist ein guter Kompromiss zwischen guten Dämmeigenschaften und wenig Platzverlust. Ausserdem passt 19mm Armaflex gut hinter die Sperrholzplatten der Innenverkleidung.
Zusätzlich zu den 19mm Matten habe ich mir einen halben Karton (=7,5qm) 6mm Armaflex (hier) besorgt um Kanten und Stellen zu dämmen, wo die 19mm zu dick sind, z.B. an den Längsholmen, wo die Innenverkleidung direkt aufliegt.
Nachdem ich mit den 19mm Matten fertig war habe ich aber festgestellt, dass die 6mm Matten wohl etwas überflüssig waren. Ich bin mir nicht sicher ob es so intelligent ist, die gesamte Innenkarosserie zu verkleben weil so in den Hohlräumen die Luft nicht mehr zirkulieren kann und sich ebenfalls wieder Kondenswasser sammeln kann. Da ich mir bisher auch noch nicht 100% sicher bin, wie ich die Innenverkleidung haben möchte, lasse ich die 6mm Matten vorerst noch draussen.
19mm Matten hätten also gereicht.
Tips zur Verarbeitung
- Armaflex klebt zwar wie blöd verliert aber die Klebekraft wenn der Untergrund fettig oder staubig ist. Deshalb sollten alle Flächen vorher gut gereinigt werden. Ich habe dazu Bremsenreiniger verwendet
- Wichtig sind auch Einweg-Gummihandschuhe um weitere Verunreinigungen zu vermeiden
- Zum Anzeichnen der Schnitte habe ich ein Cuttermesser benutzt. Das Schneiden der Matten ging allerdings mit einer Schere wesentlich leichter von der Hand.
Wieviel Armaflex brauche ich?
19mm Armaflex gibt es in 1qm, 3qm und 6qm Einheiten. Für meinen VW T5 mit langem Radstand habe ich insgesamt 10qm verbaut. Allerdings habe ich die obere Hälfte der Schiebetür, die obere Hälfte der Heckklappe (beides wegen Fenstereinbau) und den Boden (s. Nachtrag am Ende des Posts) nicht gedämmt. Die Fahrerkabine habe ich ebenso ausgelassen. Wer diese Flächen auch dämmen möchte, sollte mehr einplanen.
Ich werde beobachten, ob sich eine Dämmung der Fahrerkabine lohnen könnte und eventuell nachträglich noch machen.
Wie lange brauche ich?
Die Verarbeitung geht mit geeignetem Werkzeug relativ schnell. Trotzdem sollte man sich bewusst sein, dass Dämmung nicht die geilste Arbeit am Bulli ist und Nerven kosten kann. Da ich auch in die Holme und Hohlräume Armaflex geklebt habe hat dies ein bisschen mehr Zeit gekostet. Insgesamt war ich 2 volle Tage á 8 Stunden beschäftigt.
Nachdem die letzten Tage sehr sonnig und warm waren konnte ich direkt den Effekt testen. Der Innenraum wird zwar trotz Dämmung noch warm aber lange nicht mehr so sehr und vor allem lange nicht mehr so schnell! Also direkter Erfolg!
Disclaimer: Mir ist bewusst, dass durch die fehlende Dämmung am Boden (s. Nachtrag am Ende des Posts), Fahrerkabine und mancher Holme die Effektivität natürlich leidet. Für meine Zwecke wird es sehr wahrscheinlich ausreichen. Ich werde es aber beobachten und bei Bedarf nacharbeiten.
Nachtrag
Nachdem ich heute etwas Langeweile hatte und auf Lieferungen warten musste bevor ich weitermachen konnte habe ich den Boden nun doch gedämmt. Wie oben erwähnt hatte ich eine Rolle 6mm Armaflex noch rumliegen die ich dafür nutzte. Die zuvor verlegte Trittschallschutzdämmung habe ich dazu rausgerissen.
Ich hatte zuvor etwas Bedenken weitere 6mm an Höhe zu verlieren. Ich bin jetzt aber mehr als zufrieden damit und kann die 6mm deshalb easy verschmerzen.
Die 6 runden Aussparungen sind übrigens die Bohrlöcher für die Verankerungsschrauben im Boden.
Als nächstes geht es der Trennwand an den Kragen. Das letzte Teil, das komplett entfernt werden muss bevor die Inneneinrichtung richtig losgehen kann. Warum das schwieriger war als zunächst angenommen liest du im nächsten Post:
Step 4: Trennwand herausnehmen
Mein VW T5 hatte ab Werk eine Trennwand hinter der Fahrerkabine. Diese stört mich aber jetzt schon und...
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Leider macht es aber keinen Sinn das Armaflex ohne Unterbau z.b. mittels Latten auf den Unterboden zu kleben (wie auf dem Bild oben zu sehen). Das Zeugs verliert seine Dämmwirkung komplett wenn es zusammen gedrückt wird. Da einerseits die volle Last der Bodenplatte plus seiner Bewohner auf dem Ding lastet kann man sich ausmalen dass es nicht lang seine Dämmwirkung behalten wird…
Moin Peter,
danke für dein Feedback. An sich hast du natürlich Recht, gepresstes Armaflex verliert seine Dämmeigenschaft. Der Boden ist jedoch gewellt – ähnlich einem Wellblech – weshalb es nur Stellenweise zusammengedrückct wird. Klar verliert es an Effektivität, für meine Zwecke sollte es aber ausreichen. Ich habe mich auch gegen eine Unterkonstruktion entscheiden, weil mir jeder Zentimeter Platz in der Höhe wichtig war.
Goude! 🙂
Moin!
Ich finde auch, dass man die Dämmwirkung verliert, allerdings könnte es für meine Zwecke auch reichen. Wie sieht das mit der Stabilität aus? Ist der Boden ein bisschen schwammig ohne Unterkonstruktion? Das ist in vielen Formen ein Grund für das Verbauen von Latten in Kombination mit Armaflex.
Für eine schnelle Antwort wäre ich dankbar, ich stehe die Tage vor dem Schritt meines Ausbaus.
Hi Jonas,
der Boden ist nicht schwammig, da ist alles super safe.
Ja, eventuell verliert man durch das Quetschen ein bisschen Dämmwirkung, für meine Zwecke reicht es aber aus (bin ausschließlich im Warmen unterwegs).
lG
Flo
Danke für die fixe Antwort! Ich werde es dir gleich machen.
Ich habe Amaflex Bei Amazon bestellt und bereits meinen Kompletten Transporter damit gedämmt. Nachdem ich deinen Beitrag hier gelesen habe, habe ich erstmal auf den Karton geschaut und siehe da, es handelt sich um das ACE.
nun ist es verbaut…..alles runter schmeißen und nochmal neu machen wer zuviel oder ?
Hi Niklas,
ich habe auch ACE erwischt, die Infos hier im Post habe ich wie gesagt erst nachträglich gefunden. Bei mir hat es ein paar Wochen gedauert, bis der Geruch weg war, seit dem habe ich aber keine Probleme. Alles nochmal rausreissen halte ich für übertrieben. Schlaf mal testweise drin, solltest du Kopfschmerzen o.ä. bekommen musst nochmal überlegen, kann ich mir aber nicht vorstellen.
Liebe Grüße
Flo