Reifenkauf - Woaruf muss man achten

Reifenkauf – worauf muss ich achten?

Was beim Kauf des T5 schon offensichtlich war wird jetzt angegangen: Ich brauche neue Reifen.

Leider sind die beiden vorderen Reifen ungleichmäßig abgefahren weshalb ich wohl auch die Spur noch einstellen lassen muss. Aber eins nach dem anderen.

Ich habe noch nie Reifen gekauft und habe deshalb überhaupt keine Ahnung davon. Mal schauen was da so geht. Kurz auf die Reifen geschaut:

freigeist-vw-t5-reifenkauf

Was bedeuten nur diese Zahlen? Dem ADAC sei Dank:

235 bezeichnet die Reifenbreite in Millimetern.
55 bezeichnet das Verhältnis von Höhe zu Breite des Reifenquerschnitts in Prozent. Ein /50 würde bedeuten, der Reifen ist halb so hoch wie breit.
R bezeichnet die Reifenbauart: R steht für radial, die heute übliche Reifenbauweise.
17 bezeichnet den Felgendurchmesser in Zoll.
103 ist die Kennzahl für die Belastbarkeit des Autoreifens (Tragfähigkeitsindex, Tabelle hier)
V ist der Geschwindigkeitsindex, das die zulässige Höchstgeschwindigkeit des Reifens angibt.  V bedeutet eine Höchstgeschwindigkeit von 240 km/h. (Tabelle hier)

Ausserdem ist das M+S (Matsch und Schnee) Symbol und „Extra Load“ (für mehr Traglast) auf dem Reifen vermerkt.

Alpinesymbol
Alpine-Symbol: Schneeflocke im dreigezacktem Berg

Das Alpine-Symbol (Schneeflocke im dreigezacktem Berg) gibt weiterhin an, dass dieser Reifen auch für die Wintermonate geeignet ist – also keine extra Winterreifen notwendig sind.

Das Alpine-Symbol löste übrigens 2018 das M+S Zeichen ab.  Dem neuen Symbol liegt ein höherer Qualitätsanspruch zugrunde: Während für die Bezeichnung M+S keine einheitlichen winterlichen Prüfkriterien erforderlich sind, müssen Reifen für das „Alpine“-Symbol bei einem vergleichenden Bremstest auf Schnee Mindestqualitäten nachweisen.

Tip: Profiltiefe messen

Die Profiltiefe deiner Reifen kannst du super einfach mit einer 1€ Münze testen. Der Goldrand hat eine Höhe von 3mm. Wenn du nun die Münze in die Reifenlamellen steckst und der goldene Rand komplett darin verschwindet hat der Reifen noch ausreichend Profil. Sollte der goldene Rand jedoch herausschauen wird es Zeit für neue Reifen. Die gesetzlich vorgeschriebene Profiltiefe liegt zwar bei 1,6mm jedoch wird eine Mindest-Profiltiefe von 3mm dringend empfohlen um eine ausreichende Bodenhaftung und Schutz vor Aquaplaning zu garantieren.

Was steht im Fahrzeugschein?

Im Fahrzeugschein unter Punkt 15.1 bzw. 15.2 (im 2005 ausgegebenen „alten Fahrzeugschein“ finden sich die Reifengrößen unter den Ziffern 20 und 21 bzw. 22 u. 23) steht:

205/65 R16C 103T

Dabei ist diese Angabe nicht als etwa Minimal- oder Maximal-Wert zu verstehen sondern gibt lediglich an, mit welcher Bereifung das Auto ab Werk ausgerüstet war. Welche Reifengrößen für das Auto zulässig sind steht im CoC-Dokument beschrieben („Certification of Conformity“, deutsch: „EG Übereinstimmungserklärung“). In meinem Fall werde ich die selben Reifengrößen verwenden, die bereits drauf sind.

Und was beudetet das "C"?

Weil ich schon sehr unterschiedliche Antworten auf diese Fragen bekommen habe hier meine recherchierte Antwort:

Als C-Reifen werden verstärkte Reifen für Leicht-Lkw, Vans und Transporter bezeichnet. Das „C“ steht je nach Hersteller für „Commercial“ oder „Cargo“, beschreibt aber denselben Sachverhalt. Auf vielen C-Reifen steht eine Doppelkennung für die maximale Tragfähigkeit bei Einzel- bzw. Zwillingsbereifung.

In meinem Fall jedoch viel relevanter wird es bei der Kennzeichnung CP:
Die Kennung „CP“ hingegen steht für „Camping“. Hierbei handelt es sich um C-Reifen, die auf die besonderen Bedürfnisse wie lange Standzeiten von Wohnmobilen optimiert sind.

Saison- oder Allwetterreifen?

Stellt sich nun die Frage nach dem Reifentyp. Was sind die Vor- und Nachteile von Allwetterreifen gegenüber Saisonreifen?

Vorteile

  • Kostenersparnis durch wegfallenden Saisonwechsel (Reifen + Montage)
  • Sensoren für Reifendruckkontrollsystem (RDKS) nur ein Mal erforderlich (seit 2014 Pflicht)

Nachteile

  • Im Winter schlechtere Haftung
  • Im Sommer höherer Verschleiss
  • lauter

Um diese Punkte überhaupt gewichten zu können habe ich mir vorab folgende Fragen gestellt:

Wieviel Kilometer möchte ich im Jahr fahren?

Ich schätze auf eine Laufleistung von 5000 – 10.000km pro Jahr zu kommen.

Wohin möchte ich fahren?

Hauptsächlich in warme Gefilde, Winterurlaube sind nicht mein Ding.

Auf welchen Untergründen werde ich fahren?

Hauptsächlich Straße, Feldwege, Campingplätze und wilde Plätze.

Wieviel Geld möchte ich ausgeben?

Ich bin ein Freund von guter Qualität und zahle auch dafür gerne mehr. Allerdings schluckt der Ausbau gerade jeden Cent. Deshalb ist der Preis auf jeden Fall ein limitierender Faktor und sollte 200€ nicht übersteigen (Das Limit habe ich mir ausgedacht bevor ich wusste was Reifen kosten …).

Alles in allem habe ich mich auf dieser Grundlage für Allwetterreifen entschieden. Vor allem der extra anfallende Satz bei Saisonreifen plus Montage, Lagerung etc. und die damit verbunden Kosten haben mich zu dieser Entscheidung gebracht.

Mit dieser Entscheidung habe ich einfach mal wild drauf losgegoogelt und war als Laie doch etwas überrascht was Reifen kosten (mit meinen Anforderungen ab 90€ pro Reifen aufwärts).

Das EU-Reifenlabel

Seit dem 1. November 2012 müssen in der EU verkaufte Reifen über das sog. EU-Reifenlabel gekennzeichnet werden. Dieses beschreibt:

EU Reifenlabel Beispiel
Jeder Reifen, der verkauft wird, ist mit einem EU Reifenlabel wie diesem versehen.

Rollwiederstand: Dargestellt wird der Rollwiderstand auf dem Label durch einen Reifen mit einer Zapfsäule. Dieser beschreibt die Kraft, die aufgebracht werden muss um den Reifen am Laufen zu halten und damit letztendlich den Kraftstoffverbrauch. Zur Einordnung: Zwischen den einzelnen Energieeffizienzklassen liegt ein zusätzlicher durchschnittlicher Kraftstoffverbrauch von etwa einem Liter auf 1.000 Kilometer Strecke. Es gilt, je besser die Klasse desto weniger Verbrauch.

Nasshaftung: Dargestellt wird die Nasshaftung auf dem Label durch einen Reifen und eine Regenwolke und bewertet den Grip des Reifens und damit des gesamten Autos auf nasser Fahrbahn. Je besser die Klasse desto kürzer der Bremsweg. Zwischen den Klassen A und F liegt ein verlängerter Basisbremsweg bei Tempo 80 von ca. 18m! Damit ist diese Angabe direkt sicherheitsrelevant.

Bei meiner Recherche bin ich letztendlich bei diesem Modell hängengeblieben (Dass das mit meinem Budget von 200€ nichts wird habe ich recht schnell festgestellt):

Continental Contact All Season 255/35 R17 103V
Continental Contact All Season 255/35 R17 103V

Continental AllSeason Contact 235/55 R17 103V

Kostenpunkt: 120 – 140 € pro Stück.
Dieser Reifen erfüllt alle meine Anforderungen und hat eine sehr gute Testbewertung. Es sprengt zwar mein Budget aber ich habe schnell gemerkt, dass neue Reifen nicht gerade günstig sind und man vielleicht nicht unbedingt an diesem doch sehr sicherheitsrelevanten Bauteil sparen sollte.

Warum ich mir dann doch 2 gebrauchte Reifen bei eBay geholt habe

Die größte Einsicht war, dass man für einen Satz neue Reifen 350-500€ einplanen muss. Das war mir vorher nicht bewusst – wie eingangs erwähnt, ich hatte mich noch nie um Reifen kümmern müssen. Gerade schluckt aber der Ausbau des Campers mein ganzes Geld weshalb ich mir dies zum jetzigen Zeitpunkt nicht leisten kann. 

Da ich letztendlich nur vorne dringend neue Reifen brauche habe ich auf eBay zwei gebrauchte Reifen mit den selben Spezifikationen für 40€ (!) erstanden. Diese sind von 2015 und haben noch 6mm Profil. Damit komme ich auf jeden Fall sicher über den Sommer.

Diese werde ich hinten aufziehen und die Hinterräder auf die Vorderachse schrauben. Hier werden die Reifen mehr belastet (Antriebsachse). Wenn diese – momentan noch guten – Reifen  irgendwann abgefahren sind werde ich mir wieder 2 neue  für die Hinterachse holen, die Hinterräder auf die Vorderachse bauen usw. 

Somit habe ich ein rollierendes System und muss immer nur 2 Reifen auf einen Schlag kaufen. 

Dieser Tipp kommt übrigens von Minky aus dem TX-Board (Beitrag hier). Danke an der Stelle nochmal!

Montage

Ich habe bei mehreren Autohäusern und Werkstätten angerufen und nachgefragt, was ein Reifenwechsel inkl. Achsvermessung kostet (leider zieht mein T5 etwas nach rechts, deshalb muss ich auch die Spur einstellen lassen). Am günstigsten war dabei ATU, die 17,50€ für das Aufziehen der Reifen (pro Reifen) und 79€ für die Achsvermessung nehmen. Die Entsorgung der Altreifen ist bei inklusive.

Somit bin ich insgesamt bei 149€ für 2 „neue“ Reifen inkl. Montage und Achsvermessung.

Fazit

Ich hätte nicht gedacht, dass ich mir für den Reifenkauf soviel Wissen anlesen muss. Mein Tip: Nimm dir auf jeden Fall ein bisschen mehr Zeit und checke genau, welche Reifengröße auf dein Auto passt – hier macht man schnell Fehler. Bodenhaftung und Bremsweg entscheiden im Notfall über Leben und Tod. 

Sobald du weißt was auf die Felge drauf darf überlege gut was genau du brauchst und wo der Hauptanwendungszweck liegt. Solltest du mit deinem Camper auch in Schneegebiete fahren wollen kommst du an Saisonreifen nicht vorbei.

Für einen Komplettsatz neuer Reifen solltest du auf jeden Fall 400€ einrechnen. Es gibt auch billigere Reifen aber auch hier wieder: Im Notfall zählt Bremsweg und Bodenhaftung. Da solltest du nicht an der Qualität der Reifen sparen.

Ein von mir noch völlig außer Acht gelassener Punkt ist die Optik. Es gibt ziemlich cool aussehende Reifen aber wie oben schon beschrieben geht mein Geld gerade wo anders hin 🙂

Mit meinem jetzigen Ergebnis bin ich zufrieden und kann erstmal entspannt meine erste Reise antreten.

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